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Billiger und so...

Manche Dinge werden einem einfach so hingeknallt und dann heißt es: Friss oder stirb...

Wir haben uns einfach mal die Mühe gemacht, ein paar Dinge etwas näher zu beleuchten. Da immer wieder ein paar Gedanken dazu kommen und das es noch lange nicht fertig ist, werde ich den Sachstand mit Datum dokumentieren. Und jetzt viel Spaß bei unserer "Rocky Horror Text Show".
Erstellt: 24.11.2025

Der Führerschein muss billiger werden

Das Ministerium für Verkehr hat im Oktober die Ankündigung gemacht, den Führerschein billiger zu machen und dazu ein "Eckpunkte" Papier vorgelegt. Diese Eckpunkte umfassen ein paar Schlagworte, die von den Medien aufgegriffen, zerhackt, aus dem Kontext gerissen wurden, und nun in aller Munde sind.
Mit Recht, muss ich sagen. Denn genau das passiert, wenn an die Öffentlichkeit gegangen wird, ohne vorher ein fertiges Konzept parat zu haben. Und als ich hörte, dass bis Mitte 2026 alles umgesetzt werden soll, musste ich schallend lachen. Ich habe in der oberen Leiste ein paar Tabs erstellt, die veranschaulichen, um welche Themen es sich nach der Ministerankündigung handelt.

Zwar vorausgreifend, aber für mich sehr wichtig: Eine Umsetzung bis Mitte 2026 ist technisch / rechtlich vollkommen unmöglich. Seit 2019 wurde an einer Änderung der Ausbildung gefeilt, die OFSA2, die eigentlich schon fertig war und kurz vor der Veröffentlichung stand. Dieses System sollte ALLES ändern und besser machen. Wir Fahrlehrer hatten uns bereits darauf vorbereitet, als dann die Bundestagswahlen anstanden und NACH der Wahl alles auf Eis gelegt wurde. Schade eigentlich. 6 Jahre Arbeit, Kosten, Arbeitskreise, alles umsonst.

Worauf ich hinaus will... Das OFSA 2 wäre eine gründlich ausgearbeitete Lösung auf Basis eines VERORDNUNGSGEBUNGSVERFAHREN gewesen, das sich innerhalb einiger Wochen / Monate hätte umsetzen lassen. Das was JETZT gerade passiert, ist ein GESETZESÄNDERUNGSVERFAHREN, was in der Regel 1-2 Jahre dauert, bis es umgesetzt wird.

Ich kann Ihnen also ganz beruhigt sagen: 2026 wird sicher nichts umgesetzt.

Unterricht wird wegfallen

Der Unterricht soll digitaler werden, die Fahrschüler sollen per App oder online lernen. Wegfallen soll er nicht.

Theoretisch ein guter Gedanke, dem ich auch zu einem großen Teil zustimme, allerdings gibt es da so etwas ähnliches wie einen Haken. Es gibt leider keine anwendbare Option, Erfahrungen, Sozialverhalten, Verkehrsverhalten, Gefahrenlehre, Verkehrspsychologie, usw, in eine App oder ein online Lernportal zu quetschen. Dafür braucht es uns Fahrlehrer. Ich meine... wir alle wissen, wie effektiv das online Lernen zur Corona Zeit war? Eben. 
Reines Wissen kann gerne "wie auch immer" gelernt werden, aber es gibt noch immer ein paar Unterrichts Einheiten, bei denen Präsenzunterricht maßgeblich ist.

Ach ja... es wurde ja gesagt, dass wir Fahrschulen den teuren Unterrichtsraum nicht mehr brauchen.
Es wurde dabei nur leider nicht dazu gesagt, dass das alles vorerst NUR FÜR KLASSE B gilt! Alle anderen Fahrerlaubnis Klassen bleiben davon unberührt, das heißt, es muss weiter in den Unterricht gegangen werden. Abgesehen davon, haben manche Fahrschulen auch noch andere "Unterrichte", bei denen ein Raum zwingend erforderlich ist, wie zum Beispiel: Aufbauseminare für Fahranfänger, Fahreignungsseminare zum Punkteabbau, Berufskraftfahrer Weiterbildungen...

Der Unterrichtsraum wird dann wohl erhalten bleiben.

Simulatoren: Das Allheilmittel

Tja, auch da wurden ein paar Aussagen weggelassen.
Grundlegend muss ich sagen, ja, so ein Simulator macht dem Fahrschüler und dem Fahrlehrer den Einstieg ins Auto wesentlich einfacher.
Ich kann das sagen, da ich selbst einen Simulator in der Fahrschule habe. Dieser hat 6 Lektionen von Anfahren und Schalten, über Kurvenfahren, bis zur kompletten Vorfahrt. Danach steigt der Fahrschüler ins Auto und kommt halbwegs klar. 
Aber der Fahrschüler sitzt mit Sicherheit nicht alleine am Simulator. Auch da macht der Fahrschüler Fehler, die der Simulator NICHT bemerkt, wie zum Beispiel mit dem linken Fuß bremsen, oder falsch lenken, oder oder oder. Es sitzt also ein Fahrlehrer daneben. Und wenn man bedenkt, dass ein guter Simulator, der für das was das Ministerium vor hat, notwendig ist, zwischen 30.000 - 40.000 Euro kostet, dann wird die Simulator Fahrt NICHT billiger.

Aber was das Ministerium auch noch möchte, ist interessant. Es soll wohl möglich sein, die sogenannte Schaltkompetenz oder auch die Sonderfahrten auf dem Simulator zu machen? DAS ist heftig!!!
Für den Einstieg ins Auto ja, aber Autobahn, Landstraße und Nachtfahrt auf dem Simulator?? Es fällt den Fahrschülern schon nicht leicht, die Geschwindigkeit auf Autobahn und Landstraße richtig einzuschätzen, und dann soll das im Simulator gemacht werden? Genauso die Nachtfahrten. Nicht selten habe ich Fahrschüler, die plötzlich bemerken, dass Sie eine Nachtschwäche haben. Das merkt man auf dem Simulator eher nicht.  Eieiei... das wird übel.


Die Sonderfahrten fallen weg

Ja... Ja, ich weiß, das hat er gesagt. Die sauteueren Sonderfahrten fallen weg.
Aber ich sags ganz ehrlich... DAS IST MIR EGAL. Das ist ein Ding, das kann gerne gemacht werden. Bei vielen, wenn nicht sogar den Meisten Fahrschulen, sind die Sonderfahrten etwas teurer als die normalen Übungsstunden. Dann kostet der Führerschein schon mal mindestens 120,- Euro weniger. Bei mir übrigens nicht, da bei mir alle Stunden, also Übungsstunden und Sonderfahrten das Gleiche kosten.
Aber ich muss dazu sagen, es ist nicht verkehrt, wenn die PFLICHT dieser Sonderfahrten fällt. Man hat durchaus unterschiedliche Fahrschüler mit unterschiedlichen Talenten, die mehr Sonderfahrten benötigen würden, aber auch weniger. Von daher... nur zu, weg damit.
Weil... geprüft wird es sowieso. Und wenn eine Fahrschule diese besonderen Ausbildungsinhalte nicht richtig ausbildet, also zum Beispiel die Autobahn Fahrten weglässt, würde es bei der Prüfung ein bööööses Erwachen geben.

Prüfung wird kürzer

Der Herr Minister hat ganz deutlich gesagt, die Prüfungen werden an den Europaweiten Standard angepasst und von 55 auf 25 Minuten gekürzt. 
Auch hier kann ich Sie beruhigen, wir sind bereits bei 30 Minuten Fahrzeit. Und somit nur 5 Minuten höher als der Europaweite Schnitt. Die restliche Zeit wurde von den Prüforganisationen bestimmt. Und da gibt es ein paar Punkte, die mitspielen:

  • 02 Min Feststellen der Personalien
  • 03 Min Eingangsgespräch
  • 05 Min Technische Abfahrtskontrolle
  • 30 Min reine Fahrzeit
  • 10 Min Grundfahraufgaben
  • 05  Min Feedback Gespräch
  • 55 Minuten

Nach der neuen Berechnung wird es in Etwa:

  • 02 Min Feststellen der Personalien
  • 02 Min Eingangsgespräch
  • 03 Min Technische Abfahrtskontrolle
  • 25 Min reine Fahrzeit
  • 08 Min Grundfahraufgaben
  • 05 Min Feedback Gespräch
  • 45 Minuten

Ja, so könnte es aussehen. Viel besser wird es nicht werden. Und mal ganz ehrlich. Mit 25 Minuten Prüfzeit... da kann sich doch keiner ein Bild davon machen, ob jemand für den Verkehr geeignet ist oder nicht.
Aber für uns Fahrschulen ist es ganz cool, wenn die Prüfzeit etwas kürzer wird. Dann können wir pro Prüftag nicht mehr nur 9 Teilnehmer, sondern 11 Teilnehmer zur Prüfung bringen.

Alles in Allem sollen die angekündigten Änderungen eine spürbare finanzielle Entlastung der Fahrschüler bringen.
Joa... vielleicht.  Vielleicht auch nicht. 
Ich bin bei dem Ganzen ein Bisschen zwiegespalten. Alle Maßnahmen in Ehren, aber das ist der falsche Ansatz. 

Als ich meinen Führerschein 1989 gemacht habe, habe ich meinen Vater, der auch mein Fahrlehrer war, gefragt, wie viele Fahrstunden man denn so braucht. Seine Antwort war: So alt wie man ist, so viele Fahrstunden werden benötigt. Also in etwa 18 - 25 Fahrstunden. Aktuell liegt der Schnitt inklusive der Sonderfahrten bei ca 40 Fahrstunden. 
Und jetzt fragen Sie doch bitte noch einmal, warum der Führerschein so teuer ist? Wenn man 15 Fahrstunden abzieht, dann ist das genau die Verteuerung zu damals. Das, was fehlt, ist das technische Verständnis, die Aufmerksamkeitsspanne, das Interesse am Verkehr. Viel wichtiger sind mittlerweile Dinge, wie: Smartphone, digitale Welt, Social Media, Stöpsel im Ohr, um sich der Welt zu verschließen. 
Mein Wunsch wäre, genau DA anzusetzen. Dann wird es billiger.

Von der technischen Komponente her, können wir Fahrschulen es definitiv NICHT billiger machen. Das ist nun mal so, das kann man drehen und wenden wie man will, da ändert sich nichts. Die Autos werden teurer, der Kraftstoff wird teurer, die Versicherungen steigen jährlich, die Wartungskosten der Autos sind immens, die Fahrlehrer würden auch gerne ein Wenig Geld verdienen. Deren Ausbildung ist übrigens auch kein Späßchen, der Fahrlehrerschein Klasse B kostet aktuell, 2025, etwa 17.000,- bis 20.000,- Euro, die Ausbildung dauert in der Regel mindestens 1 Jahr und umfasst umfangreiches Wissen in den Bereichen StVO, Verkehrsrecht, Verkehrspädagogik, KFZ-Technik und Psychologie. Die Zeiten, als ein rauchender, ständig meckernder Macho mit aufgeknöpftem Hemd und Goldkettchen neben dem Fahrschüler saß, sind vorbei.


Die Laien-Ausbildung (Vorbild Österreich)

Wer es noch nicht weiß... in Österreich fährt man mit den Eltern Fahrstunden. Naja, es ist etwas komplizierter als hier geschrieben, aber so ähnlich läuft es. 

In Österreich kann man mit 16 Jahren mit der Ausbildung beginnen. Man muss dabei eine theoretische und praktische Grundausbildung in einer Fahrschule absolvieren, bestehen aus 32 Theorie Einheiten und 12 Praxis Einheiten. Danach folgt die theoretische Prüfung und die Ausbildung mit einer Begleitperson, mit der dann mindestens 3000 km Fahrpraxis mit Fahrtenbuch nachgewiesen werden müssen. Alle 1000km muss eine Schulung in der Fahrschule stattfinden. Nach 3000km folgt in der Fahrschule das Perfektionstraining, bestehend aus mindestens 6 Stunden Theorie und 3 Stunden Praxis. Ab dem 17. Geburtstag kann man dann die Prüfung machen. Nachdem man den Führerschein erhalten hat, startet die 2. Ausbildungsphase: Diese besteht aus einem Fahrsicherheitstraining mit einem verkehrspsychologischen Gruppengespräch (3-9 Monate nach Erhalt des Führerscheins). Außerdem ist eine Perfektionsfahrt in einer Fahrschule (6-12 Monate nach Erhalt) vorgesehen.

SO IST DAS IN ÖSTERREICH. Die Planung bei uns in Deutschland wird anders aussehen.

Ich hoffe mal, sowas kommt nicht bei uns. Es wird da wirklich etwas schwierig, das von den Begleitpersonen Erlernte, wieder gerade zu biegen. 😉